Wellness daheim: Partnermassage

Einführung


Körperkontakt ist eines unserer wichtigsten Bedürfnisse – als Kind wird es noch weitgehend befriedigt, als Erwachsener kommen wir dabei fast immer zu kurz.
Lange Reihe von Studien belegt, daß Kinder, die mehr Körperkontakt geniessen dürfen, besser gedeihen, intelligenter werden, ausgeglichener sind. Könnten wir vielleicht auch einige unserer Beruhigungs- und Kopfwehtabletten, Kaffetassen, Zigarettenschachteln und Alkoholpullen gegen regelmässige Partnermassage eintauschen?  Ein fester Partner  ist keine Vorbedingung, es wird sich schon ein guter Freund / eine gute Freundin finden, mit der die Massage zu dem Erfolg wird, den beide von uns brauchen.
 

Geben und nehmen 


Ich versuche mal ruhig zu werden, in mich reinzuhorchen: möchte ich nur massiert werden, weil meine Muskeln teils schmerzhaft verspannt sind, oder brauche ich Energie an manchen Stellen, wo drohender, oder schon akuter, evtl. chronischer Mangel herrscht? Habe ich Sehnsucht nach der Geborgenheit in Mama’s Schoß; möchte ich von einer Sommerwiese träumen, wo ein leichter Wind alle meine Sorgen davonweht? Bin ich gerade schwermütig, gar depressiv, alles ist dunkel und Licht wäre schön? Bin ich erschöpft von den letzten Tagen – Jahren – von meinem Leben, und möchte nach der Massage in einen entspannten Schlaf hinübergleiten?

Möchte ich massieren, um den Anderen spüren, ihm was geben wollen? Kenn ich ihn, weiss ich, wie wann und was er mag? Spüre ich in mir die Liebe übersprudeln, aus dem ich ihm ein Bad bereiten möchte? Fühle ich Zärtlichkeit in mir aufsteigen, oder starke, gute Kraft, die jeden einzelnen Muskel zu verwöhnen trachtet?
 
 
 
 

Abstimmung

Bitte nichts zu übersstürzen – wir nehmen uns Zeit, den Tag ausklingen zu lassen, ob durch gemeinsame Hausarbeit, Gespräch mit den Familienmitgliedern, Sport oder Meditation. Habe ich vielleicht noch Agressionen in mir vom Tage, sollte ich meinem Ärger Luft machen – am besten bei einem Spaziergang zu Zweit. Im Gespräch, beim gemeinsamen Tun finden wir uns ein in die Gemütsverfassung des Anderen, erfahren wir, wie es ihm geht, was ihm am besten täte. Ich kann jetzt sagen: Du, ich bin heute etwas traurig, ich wünsche mir eine leichte, streichelnde Massage, ohne Druck, mit viel Geborgenheit.
Ich kann morgen meinen Wunsch nach erfrischendem, belebenden Massage äussern, dann wieder nach einer beruhigender, die mich in den Schlaf streichelt. Wichtig, mein Partner/meine Partnerin weiss, was ich möchte, kann sich darauf einstellen. 
 

Reihenfolge

Möchte die eine eine belebende, die andere eine beruhigende Massage, fangen wir mit der belebenden an, um der zweiten die anschliessende Ruhe zu gewähren. Möchten beide belebende, ist die Reihenfolge egal – bei doppelter Entspannungsmassage sollte zwischen den beiden Massagen mindestens eine Viertelstunde Ruhe eingeplant werden.
 

Ambiente, Vorbereitung

Bevor wir anfangen, bereiten wir den Raum so vor, daß es Ruhe, Wärme und Sicherheit ausstrahlt – das ist für jeden von uns anders, ob mit Licht, Blumen, Kerze, Räucherstab oder Duftlampe, mit oder ohne Musik, etc. Falls nötig, duschen wir uns, und ziehen etwas bequemes an, oder bleiben nackt, wenn es unsere Umstände es erlauben und wir uns dabei ganz entspannen können.
Als Unterlage ist ein dicker Teppich mit einem Tuch darüber ideal, auch ein großes, relativ hartes Bett, aber keine schmale Couch und kein weiches Bett.  Oft mache ich Partnermassage auf unserem großen, ovalem Eßtisch, mit einer dicken Zudecke als Unterlage. Einige Kissen und eine Rolle (unterm Knie bzw. unter dem Fuß) helfen entspannt zu liegen. Weiche Wolldecken stehen bereit, die gerade nicht massierte Körperteile warm zu halten. Essen und Trinken ist bei einer einfacher Partnermassage nicht notwendig – anders bei der tantrischen (s.u. erotische Massage).
 

Dauer

Eine verbindliche Aussage über die Zeit lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnissen nicht machen – eine Massage ist i.A. zu kurz für den, der es bekommt, und kann für den Gebenden auch anstrengend lang werden. Ich kann durch die Auswahl der geeigneten, sprich der beabsichtigten Massageart entsprechender Musik die Zeit vorgeben, oder durch die wiederholte Erzählung einer bildhaften Geschichte, aus dessen Verlauf der Partner weiss, wie lange die Massage noch dauert. Ich verlasse mich nie darauf, daß der Partner sagt: danke, jetzt ist es genug! Sowas kommt bei einer einigermassen guten Massage nur selten vor. Naturlich kann man auch den Wecker stellen, wem diese Lösung nicht zu befremdlich ist.
 

Reihenfolge

Wie alles, brauch Massage auch eine Struktur: 
 Einführung
 Mittelteil
 Ausklang
In der Einführung, gleichsam wie in der Ouvertüre einer Symphonie, klingt schon an, was im Mittelteil einzeln durchgemacht wird. Falls nichts dagegen spricht, sollte der ganze Körper mit den Händen begrüßt werden: von den Schultern ausgehend, bis zu den Zähspitzen und zurück, die Arme und zuletzt der Nacken und der Kopf.
Der Mittelteil geht detailliert auf die – vorher geäußerten – Wünsche des Partners ein (s. Durchführung).
Der Ausklang hilft den Weg zurück von der Entrückung in die Realität zu finden, zum Wachzustand oder evtl. in den Traum.
 

Zur Durchführung


Massiert werden sollten nur Muskeln, nie soll auf Knochen (Wirbel, Schulter, Beine etc) Druck ausgeübt werden. Es gibt verschiedene Berührungen:
Druck  mit der Fingerkuppe, mit den Fingergelenken, evtl. Ellbogen
Reiben mit der flachen Hand
Schieben der Haut in eine Richtung, auch auseinanderschieben
Aufrollen zwischen zwei Fingern (vor allem: Rückenhaut)
Streichen oder streicheln, leicht bis mittel mit der Handfläche.
Die Massage kann auf das Atem des Liegenden abgestimmt werden, wenn der zu einem konzentrierten Atmen bereit ist. Der Partner beobachtet seinen Atem und versucht, beim Ausatmen den Druck etwas zu verstärken, beim Einatmen zu verringern. Dies ist ein Weg, um auch miteinander in Einklang zu kommen, wenn nach einer Zeit beide im gleichen Rythmus atmen.

Mache ich eine sportliche Massage für Muskelentspannung,  merke ich nach einer Weile, daß die Haut sich leicht rötet – Zeichen für eine gute Durchblutung, wo ich schon etwas stärkere Griffe benutzen darf.

Ich habe lange gebraucht zu lernen, daß nur sehr langsame Bewegungen bei der Massage zugelassen sind – und schaue immer, daß eine meiner Hände den Hautkontakt hält, wenn die andere mal gerade in der Luft ist. Dieser kontinuierliche Kontakt gibt das Vertrauen, damit man sich richtig fallen lassen kann.

Richtig massiert werden sollten die Arme und die Beine in Richtung Herz – das Ausstreichen am Ende, eine fast nur flüchtige Berührung, die freigewordene, unerwünschte Energien wegwischt, geht vom Herz zu den Finger- bzw. Zehspitzen.

Übungsplatz für Partnermassage ist in erster Linie der Rücken, Po , Beine und Arme. Fühlen wir uns dort schon sicher, kann der Kopf, das Gesicht und die Brust drangenommen werden.

Kopf- und Gesichtmassage kann auch im Sitzen erfolgen, wo allerdings der Körperkontakt fehlt. Als schönste Lage hat sich bei mir die etabliert, wo ich auf dem Bett oder sonst mit dem Rücken angelegt sitze, der Partner liegt vor mir auf dem Rücken und legt mir den Kopf auf den Schoß. So komme ich gut an den ganzen Kopf heran, die Nackenmuskel sind entspannt, und mit etwas Mühe kann ich den halben Rücken erfassen. Diese Stellung kann massiv Kindheitserinnerungen hervorrufen, die je nach Qualität freudig wiedererlebt werden oder auch zu Tränen rühren können.

Zudecken ist ganz wichtig: die massierten Körperteile werden besser durchblutet. Wenn ein neuer Körperbereich dran kommt, sollten sie deswegen schön warm in eine Decke gehüllt werden.

Ausklang

Zum Abschluss soll immer genügend Zeit für ganz langsames Streicheln da sein, um sich mit den Streicheleinheiten vollzusaugen. Der Körper braucht auch genügend Zeit von den lieben, verwöhnenden Händen Abschied nehmen zu können.

Bemerkungen
Ritualen verschwinden aus unserem Leben mehr und mehr, obwohl sie für unsere selische Gesundheit wichtig wären – Partnermassage ist eine Möglichkeit, uns neue zu schaffen. Die Auswahl der Musik, das Schaffen der Ambiente, die Begrüßung, der Dank und das Beenden sind alles Ankerpunkte für die eigens einzuführenden Rituale - unserer Kreativität ist keine Grenze gesetzt.

Einschlafen ist eines der schönsten Abschlüsse der Massage – vorausgesetzt, der Partner ist einverstanden, fühlt sich nicht alleingelassen. Besonders schön, wenn der Einschlafende leicht gestreichelt wird, und zwar auf der Stirn und – ganz leichten Fingers – auf den geschlossenen Augenlidern.

Erotische Massage


Ist besonders als Vorspiel geeignet, das Frauen sooft vermissen: nicht direkt zupackend, zielstrebig, sondern verspielt, den ganzen Körper liebkosend, die Erregung langsam aber sicher steigernd. Wir beginnen am Rücken, erst mit sanftem, aber doch spürbarem Druck, um eventuelle Verspannungen zu lösen, und bearbeiten langsam den Rücken, den Po, die Beine, die Arme, wobei der Druck allmählich einem Streicheln weicht. Falls wir es schaffen, die Genitalien eine gute Weile nur in der Umgebung zu streicheln, aber nicht zu berühren, haben wir gute Chancen im Partner ein loderndes Feuer der Begierde zu entfachen. Bei der erotischen Massage müssen wir uns nicht nur auf unsere Hände verlassen, hier ist – wie beim Kick-Boxen – der Einsatz des ganzen Körpers erlaubt, ja gewünscht: Gesicht, Lippen, Brüste, Bauch, Haare (ganz geschwiegen von der Zunge), alles was zum geziehlten Berühren taugt, soll eingesetzt werden.

(c) Marta Györy, München